Man kann Bauen was man will, wenn der Fahrplan Mist ist

Vortrag von Andi Witte: Zweite Stammstrecke

Vortrag von Andi Witte: Zweite Stammstrecke

Zum Informationsabend in Markt Schwaben zum Thema ÖPNV – „Zweite Stammstrecke und die Auswirkungen auf die S2 und S4 im Landkreis Ebersberg und Erding“ folgten der gemeinsamen Einladung des Ebersberger Piraten Kreisvorstandes und Erdinger Stammtisches viele interessierte Bürger aus beiden Landkreisen.

Im Nebenraum des Restaurant Gallo Nero zog der Referent Andreas Witte, profilierter ÖPNV-Experte der Piratenpartei und Direktkandidat im Stimmkreis Miesbach (120) für die Landtagswahl, die Zuhörer in dem knapp 1,5 Stunden langen detaillierten Vortrag in seinen Bann. Er verglich in seiner Präsentation, die Vorher – Nachher Situation und zeigte die Nachteile auf, die bei dem geplanten S-Bahn-Betrieb nach der Fertigstellung des zweiten Stammstreckentunnels zu erwarten sind. Dabei wurde insbesondere auf die S2 Richtung Erding und die S4 Richtung Grafing bzw. Ebersberg eingegangen.

Unter dem Credo „Man kann Bauen was man will, wenn der Fahrplan Mist ist“ stellte Andreas Witte einen um den anderen Nachteil des Betriebskonzeptes heraus. Unter anderem:

  • Die heute fahrenden Express-S-Bahnen ab Erding fahren nicht mehr und werden aufgegeben.
  • Die heute bestehende Direktumsteigeverbindung in Berg am Laim von Ebersberg nach Markt Schwaben und umgekehrt entfällt und wird durch nur 2 statt 3 Verbindungen ersetzt.
  • Der heute bestehende 10-Minuten-Takt bis Zorneding entfällt. Es kommt statt dessen ein 15-Minuten Takt mit 2 Express-S-Bahnen, die nicht überall halten.
  • Die Fahrzeit von Erding aus zum Karlsplatz wird sich durch Umsteigezwang um 7 Minuten verlängern, während sich die Fahrzeit zum Marienplatz bzw. Marienhof nur um 3 Minuten verkürzt.
  • Es gibt nur noch 2 statt wie heute 3 S-Bahnen nach Ebersberg
  • Da bereits alle 10 Minuten eine S2 bis zum Ostbahnhof fährt und ein 10-Minuten-Takt bis Zorneding besteht, braucht weder der Landkreis Erding noch der Landkreis Ebersberg die zweite Stammstrecke. Ein viergleisiger Ausbau Markt Schwaben – Riem ist dringlicher!
  • Durch eine Umstellung in einen 15-Minuten-Grundtakt gerät der ganze anschließende ÖPNV aus den Fugen, der derzeit einen 20-Minuten-Grundtakt mit der S-Bahn teilt und dadurch immer gleiche Umsteigeverbindungen sichert. Eine Finanzierung der MVV-Umstellung auf einen 15-Minuten-Takt (zusätzliche Busse) müsste durch Gemeinden und Landkreise finanziert werden oder es droht die Ausdünnung des Angebots auf einen 30-Minuten-Grundtakt im MVV.

Vortrag von Andi Witte: Zweite Stammstrecke

Vortrag von Andi Witte: Zweite Stammstrecke

Die Piraten kritisieren unter anderem die verkehrte Reihenfolge von Bauprojekt und dazu schön gemachtem Fahrplan. Die Piraten fordern: Erst solle ein Zielfahrplan erstellt werden und dann sollen daraus die nötigen Bauwerke abgeleitet werden. Die Piraten wollen insbesondere einen 10-Minuten-Takt auf allen S-Bahn-Ästen und haben dabei im Wesentlichen das BKS-Konzept zum „Teilausbau des Südringes“ übernommen und an einigen Stellen erweitert.

Anstelle der Express-S-Bahnen soll der Regionalverkehr nach dem Vorbild der BOB gestärkt werden, welche Werktags auch am Harras und Siemenswerke hält und damit Umsteigemöglichkeiten in die U-Bahnen anbietet. Neben einem Halt des Regionalverkehrs in Trudering sollen auch mindestens zu Großmessen der Regional- und Fernverkehr über Mühldorf auch in Riem halten. Eine zu bauende Messeseilbahn stellt eine unschlagbare Verbindung zwischen Englschalking, Riem und der Messe her.

Die Messeseilbahn soll sich mit 8 m/s bewegen und 35 Personen pro Gondel fassen. Außerdem sollen die Gondeln umlaufen, so dass mit der Seilbahn 4200 Personen pro Stunde befördert werden können. Diese Kapazität ist selbst mit der deutlich teureren Verlängerung der U-Bahnlinie nicht erreichbar. Ebenfalls sollen die Bahnsteige in Markt Schwaben intelligenter genutzt werden: Wenn der Umstieg in Markt Schwaben aus einer aus Erding kommenden S-Bahn in einen Regionalexpress nach München auf dem gleichen Bahnsteig am Gleis gegenüber erfolgen kann, dann verkürzt sich die Fahrzeit stärker wie durch den Einsatz von Express-S-Bahnen.

Maren Kammler, Ebersberger Direktkandidatin für den Landtag:
Wie ich an diesem Abend durch Andreas Witte lernen durfte, ist es unwirtschaftlich eine zweite Stammstrecke zu bauen und diese bringt kaum Vorteile – im Gegenteil. Der Landkreis Ebersberg erfährt mehr Nachteile dadurch. Finanzielle Mittel in viel kleinerem Umfang wären in Ausbau der Strecke zwischen Riem und Erding weitaus besser angelegt.


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